Wie Unternehmen Clubhouse für sich nutzen können
Clubhouse hat die (iOS-basierten) Smartphones Deutschlands im Sturm erobert und konnte innerhalb weniger Monate an die Spitze der Download-Charts in der Kategorie Social Networks klettern. Kein Wunder also, dass auch immer mehr Unternehmen die App für ihre Marketingaktivitäten nutzen wollen. Einige positive Beispiele dafür gibt es bereits, deswegen wollen auch wir uns heute mit Clubhouse beschäftigen und untersuchen, wie Unternehmen die Plattform für sich nutzen können.
Aufstieg der Audio-Formate
Der Konsum von Audio-Formaten wie Podcasts, Musik-Streaming oder digitalen Hörspielen ist so hoch wie noch nie. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr der Landesmedienanstalten hat festgestellt, dass 71% der Deutschen Online-Audio-Angebote nutzen. Das entspricht rund 50 Millionen Menschen.
Dieser Trend ist sicherlich auch auf den Ausbruch der Corona Pandemie zurückzuführen, doch er hält Unternehmen und Medienhäuser nicht davon ab, die Zeichen der Zeit als Chance für die Zweitverwertung oder auch Kreation neuer Inhalte zu nutzen.
Der US-amerikanische TV-Sender MTV hat sich beispielsweise aufgrund der erschwerten Drehbedingungen durch COVID-19 dazu entschieden, alte Episoden der erfolgreichen Show Catfish auditiv aufzubereiten und als Podcast neu zu verwerten. Dafür werden Audio-Aufnahmen aus den Episoden mit erklärenden Anmerkungen des Moderators kombiniert – ein minimaler Aufwand für eine potenziell sehr erfolgreiche Bewerbung ihrer Sendung.
Doch das geht auch anders herum: Der True Crime-Podcast ZEIT Verbrechen ist so erfolgreich, dass es mittlerweile nicht nur ein eigenes Print-Magazin sondern auch ein Buch zu dem Podcast gibt – das zweite wurde bereits angekündigt.
Audio ist so beliebt wie noch nie – und das zeigt sich auch bei Clubhouse.
Was ist Clubhouse?
Clubhouse ist eine neue Social Media Plattform, die Anfang dieses Jahres in aller Munde war. Die App ist komplett audio-basiert und steht momentan nur einem exklusiven Nutzerkreis zur Verfügung – anmelden kann sich nämlich nur, wer vorab eine Einladung dazu erhalten hat und über ein Smartphone mit dem Betriebssystem iOS für Apple verfügt. Bei der Anmeldung dürfen neue Mitglieder wiederum Einladungen an Freunde vergeben. Wie viele das sind, hängt von der Aktivität des Nutzers ab.
Wer die App hat, kann sich ein Profil anlegen und in sogenannten Räumen mit anderen Nutzern live per Audio austauschen. Die Gespräche werden von der App nicht gespeichert. Ein Moderator leitet dabei die Unterhaltung und kann Teilnehmer des Räume beliebig stumm schalten oder zum Sprecher ernennen. Die Zuhörer können wiederum über ein Handzeichen dem Moderator zu verstehen geben, dass sie gerne etwas zu der Diskussion beitragen möchten.
Die App wurde bereits im April 2020 von dem Softwareunternehmen Alpha Exploration Co. auf den Markt gebracht. Die Gründer der Firma sind dabei keine unbeschriebenen Blätter: Paul Davidson war vor Clubhouse bei Pinterest tätig und Rohan Seth ist ein ehemaliger Google-Mitarbeiter.
Clubhouse in der Übersicht
- Launch im April 2020
- Gründer haben einschlägigen Hintergrund im Silicon Valley (ehem. Pinterest- und Google-Mitarbeiter)
- steht aktuell nur iOS-Nutzern über eine Einladung zur Verfügung
- Bis zu 5.000 Nutzer gleichzeitig können sich in Räumen über Audio austauschen
- Es gibt drei Rollen in Räumen: Moderator, Sprecher und Zuhörer
- Gespräche sind live und werden nicht gespeichert
- Im Mai 2020 wurde Clubhouse mit rund 100 Millionen US-Dollar bewertet
Wer nutzt Clubhouse?
Im Februar 2021 hatte die App 6 Millionen registrierte Nutzer – ein enormer Anstieg von 1.500 Usern nur zehn Monate zuvor. Dafür sind wohl vor allem prominente Nutzer wie Comedienne Tiffany Haddish (3,9 Millionen Follower im März 2021) oder Sänger Jared Leto (3,5 Millionen Follower im März 2021) verantwortlich.
Doch nicht nur in den USA, sondern auch in Japan, Italien und Deutschland sind die Downloadzahlen von Clubhouse in die Höhe geschossen. Hierzulande ist die App aktuell sogar die am häufigsten heruntergeladene Social Networking Applikation bei iOS-Nutzern.
Kein Wunder also, dass auch Unternehmen nicht lange zögern und nach neuen Wegen suchen, um die Plattform für ihre Marketingaktivitäten zu nutzen. Im Februar machte zum Beispiel die Nachricht die Runde, dass die Muttergesellschaft der Fast-Food-Kette Burger King einen Talk auf Clubhouse gehostet hat. Restaurant Brands International (RBI), zu dem auch Popeyes und Tim Hortons gehören, lud zu einem Gespräch mit einigen ihrer Top-Executives ein, um die kurz zuvor veröffentlichten Geschäftsergebnisse zu diskutieren. Und auch die Gründer von Bite Toothpaste, einem Start-Up, das nachhaltige Zahnpasta-Pillen verkauft, konnten durch einen gehosteten Talk auf der Plattform über ihre Gründungsgeschichte neue Kunden gewinnen.
Konkurrenz zu Twitter
Ende 2020 machte die Nachricht die Runde, dass der Kurznachrichtendienst Twitter audio-basierte Chaträume, Spaces genannt, in die App integrieren würde, in denen sich bis zu 10 Nutzer miteinander unterhalten können. Der Vergleich zu Clubhouse liegt dabei nahe, doch anscheinend reicht das Twitter noch nicht. Im April dieses Jahres wurde nämlich bekannt, dass Twitter und Clubhouse sich zu Gesprächen getroffen hätten. Angeblich wurde dabei über einen Kauf der App durch Twitter gesprochen. Der Preis: Vier Milliarden US-Dollar.
Allerdings seien die Verhandlungen vorerst aufs Eis gelegt worden. Die Gründe dafür sind nicht bekannt und auch, von welcher Seite die Gespräche initiiert wurden, ist unklar. Sowohl Twitter als auch Clubhouse wollten sich zuletzt nicht zu den Gerüchten äußern.
Wie können Unternehmen Clubhouse erfolgreich nutzen?
Aufgrund des rasanten Anstiegs der Popularität der App sind Marketer auf der ganzen Welt auf der Suche nach Möglichkeiten, um die Social Media Plattform für ihre Markenkommunikation zu nutzen. Dabei können zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt werden.
1. Entscheider erreichen und mit Talenten vernetzen
Clubhouse bietet die Chance, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und Entscheider aus der Branche auf sich aufmerksam zu machen. Durch einen gemeinsam veranstalteten Talk können nicht nur spannende Denkanstöße gegeben werden, sondern im besten Fall sogar betrieblich relevante Synergien entstehen.
Darüber hinaus können sich Unternehmen so als Leader in ihrem Segment präsentieren und sowohl potenzielle neue Mitarbeiter als auch mögliche Investoren von sich überzeugen.
2. Neue Kunden ansprechen und Interesse wecken
Auf der B2C (Business to Customer) Seite kann Clubhouse dazu beitragen, neue Kunden zu erreichen und Interesse für die eigenen Produkte oder Leistungen zu wecken. Gleichzeitig kann die Marktforschungsabteilung eines Unternehmens die Talks dazu nutzen, um direkte Insights in die Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppe zu bekommen und den Kunden somit im wahrsten Sinne des Wortes eine Stimme zu geben.
Parallel dazu bietet die App eine einzigartige Chance, um loyale Kunden noch enger an eine Marke zu binden. So können beispielsweise exklusive Talks veranstaltet werden, zu denen nur Stammkunden oder Mitglieder eines bestehenden Treueprogramms Zugriff erhalten.
Kurzweiliger Trend oder langfristige Chance?
Clubhouse ist eine weitere Erfolgsgeschichte aus dem Silicon Valley – jedoch gibt es bereits einige Stimmen, die der App einen mindestens ebenso schnellen Abstieg prophezeien. Und das wahrscheinlich nicht zu Unrecht, wenn wir auf Erfahrungen wie den kurzweiligen Vero-Trend aus 2018 zurückschauen.
Doch die Zahlen zur Audio-Nutzung in Deutschland sind so hoch wie noch nie – und das zeigt zumindest, dass der Fokus von Clubhouse auf audio-basierte Kommunikation ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Denn auch, wenn der Hype um Clubhouse in den kommenden Wochen und Monaten abnehmen sollte, so birgt die App einige Potenziale für Unternehmen, um sich direkt mit Kunden und anderen Entscheidern zu vernetzen und eine langfristige – und vor allem auch plattformunabhängige – Beziehung mit ihren Nutzern aufzubauen.